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Crimmitschau und Werdau großartige Anlagen für Spinnerei,
Weberei und Färberei, und daneben Zwickau mit hervorragenden
Eisengießereien und Maschinenbau. Im östlichen Teile liegt Frei-
berg, bekannt durch seinen Bergbau aus Silber und seine welt-
berühmte Hochschule für Bergwissenschaft. Das Kohlenbecken bei
Dresden (zwischen Tharandt und dem Planenschen Grunde) versorgt
die Landeshauptstadt und die Fabrikorte der Lausitz.
Die weitere Abdachung, die den Übergang zu dem Tieflande
bildet, ist bereits das Gebiet des Ackerbaus, wenn auch an den
Flüssen noch Gewerbfleiß sich findet (Meißen, durch sein Porzellan
berühmt). Der eigentliche Boden für den Ackerbau ist das angelagerte
Tiefland links der Elbe, das in der Tieflandsbucht von Leipzig tief
in das deutsche Mittelgebirge hineinragt (Lommatzscher Pflege,
Fruchtebene von Leipzig, die Gemüse bauende Umgebung von
Borna). Doch war es weniger die fruchtbare Umgebung als viel-
mehr die günstige Lage, welche Leipzigs zu seiner Bedeutung ver-
Holsen hat.
Hier vereinigen sich die Straßenlinien vom Rhein, von Süddeutschland
und dem nordwestlichen Böhmen; hierher streben die Wege von Warschau über
Breslau, von der Ostsee über Berlin und von der Nordsee über Magdeburg. Ein
solcher natürlicher Knotenpunkt mußte rasch als Handelsplatz an Bedeutung ge-
Winnen. Bereits 1180 fanden zweimal jährlich regelmäßig Jahrmärkte statt, die
im 15. Jahrhundert die Bedeutung von wirklichen Handelsmessen gewannen.
Noch heute sind die Leipziger Messen von großer Bedeutung, und seit dem Ende
des 18. Jahrhunderts ist Leipzig der Mittelpunkt des deutsche» Buchhandels.
Seine Universität ist eine der besuchtesten in Deutschland; heute ist Leipzig auch
der Mittelpunkt der deutschen Rechtspflege und Rechtsprechung (Sitz des Reichs-
gerichts), und wie Leipzig als natürlicher Knotenpunkt für den Verkehr zwischen
Ost und West, Süd und Nord ein Zentralpunkt des deutschen Eisenbahnnetzes ge-
worden ist (3 Hauptlinien!), so ist seine Umgebung eben wegen derselben Wichtig-
keit seiner Lage von je eines der am meisten mit Blut getränkten Schlachtenreviere
Deutschlands gewesen.
Das Gebn'gsland. Welches ist die Hauptrichtung des Lau-
sitzer Gebirges? Gib die Lage des Gebirges zu Böhmen, Sachsen und Schlesien
an! Welche Flüsse entströmen dem nördlich angelagerten Berglande? Beschreibe
ihren Lauf!
Das Lausitzer Bergland erstreckt sich östlich von der Elbe bis
zum Tale der Lausitzer Neisse und ist eine mächtige Granitplatte,
welche im allgemeinen von Nordwesten nach Südosten streicht, in
derselben Richtung an Höhe zunimmt und im Jeschkenberge bei
Reichenberg in Böhmen 1010 m erreicht. Auf sächsischem Gebiet
tragen in der allgemeinen Richtung des Lausitzer Gebirges sich er-
streckende Höhenzüge Gipfel bis zu 600 m Meereshöhe (Sibyllen-
stein bei Kamenz^ 449 m); im schlesischen Anteil sind die Königs-
hainer Berge, nordwestlich von Görlitz die bedeutendste Erhebung.
Die Durchbrüche der zentraleuropäischen Vulkanzone haben auch hier
1 Lindenstadt. 2 Kamen = Stein. Vgl. Chemnitz, Stubbenkammer. 3 Bergstadt, von
gora — Berg.
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Extrahierte Personennamen: Görlitz
Extrahierte Ortsnamen: Crimmitschau Dresden Tharandt Lausitz Leipzig Leipzig Borna Rhein Warschau Breslau Berlin Nordsee Magdeburg Deutschland Leipzig Leipzig Ost Nord Deutschlands Sachsen Lausitzer_Neisse Reichenberg Chemnitz
— 103 —
Rominten, kaiserliches Jagdschloß. Lyck o, Hauptstadt des
Masurenlandes; Eydtkuhnen, Eisenbahnstation an der russischen
Grenze, Hauptzollamt.
Die Nordsee und die deutfebe Jsordfcehüftc.
Gib die Landgrenzen der Nordsee an! Wie steht die Nordsee mit dem
offenen Ozean, wie mit der Ostsee in Verbindung? Miß die Entfernung von den
Shetland-Jnseln bis zur norwegischen Küste! Wie lange dürfte ungefähr dauern
eine Fahrt von Hamburg nach Hull, von Hamburg uach Edinburgh, von Edin-
burgh nach Bergen, wenn ein Dampfer durchschnittlich in der Stunde 30 km
zurücklegt?
Die Nordsee, von den Holländern so benannt im Gegensatz
zur Südsee (Zuidersee), die Westsee der Dänen, heißt auch das
Deutsche Meer. Eine Linie von den Shetland-Jnseln etwa bis
zum Kap Stad an der norwegischen Küste gibt die nördliche
Grenze an. Die Größe der Nordsee beträgt fast doppelt so viel
als die der Ostsee. Die begrenzenden Küsten sind von doppelter
Beschaffenheit. Die Küsten Schottlands und Skandinaviens sind
felsig und steil, die von England, den Niederlanden, Deutschland
und Dänemark dagegen sandig und flach. Die Tiefe der Nordsee
nimmt von Süden nach Norden zu; sie wechselt an der deutschen
Küste zwischen 20 und 30 m und erreicht in dem Trichter zwischen
den Shetland-Jnseln und Norwegen nur 150 m. „Ein Bogen
Schreibpapier ist im Verhältnis zu seiner Länge und Breite dicker
als die den Nordseegrund bedeckende Wasserschicht im Vergleich zu
deren Oberfläche". Im Süden wechseln tiefere Rinnen mit höheren
Bänken (die Doggersbank, große und kleine Fischerbank), welche der
Schiffahrt gefährlich werden, aber auch durch ihren Reichtum an
Fischen sich auszeichnen. Das Wasser hat einen starken Salzgehalt
(3,5 °/0). Die Verbindung mit dem offenen Ozean bewirkt, daß das
Klima an den Küsten viel milder ist als an der Ostsee, so daß die
Häfen viel kürzere Zeit vom Eis gesperrt sind als hier. Während
z. B. der Hafen von Hamburg, der 90 km von der Küste entfernt
ist, durchschnittlich nur 42 Tage mit Eis steht, ist der Hafen der
unfern der Ostseeküste liegenden Stadt Danzig ungefähr drittehalb
Monate lang geschlossen^. Die Nordsee zeigt wegen ihrer offenen
Verbindung mit dem Ozean Gezeitenwechsel. Die Flut dringt
in zweifacher Richtung ein: durch den Kanal und die Lücke zwischen
den Shetland-Jnseln und Skandinavien. Drängen Südweststürme
die Wasser durch den Kanal in die Nordsee und setzen sie nach
Nordwest und Nord um, so steigen die Sturmfluten bis 6 in über
den gewöhnlichen Stand. Stürme und Untiefen sind die beiden
gefährlichsten Feinde der Schiffahrt auf der Nordsee, welche beide
1 Guthe, Die Lande Braunschweig und Hannover, S. 18.
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Extrahierte Personennamen: Hull
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg Edinburgh Nordsee Nordsee Schottlands Skandinaviens England Deutschland Nordsee Norwegen Ostsee Hamburg Danzig Nordsee Skandinavien Nordsee Nordwest Nord Nordsee Hannover
— 106 —
Zerstörung zu schützen. Anfangs waren die Dämme niedrig und
schwach, so daß häufige Überschwemmungen noch vorkamen: durch
die stetig fortschreitende Technik des Deichbaues sind jedoch jetzt
Außenwerke gegen die feindliche Gewalt des Meeres geschassen worden,
die den Marschbauer ruhig wohnen lassen. Freilich muß das schützende
Bollwerk unablässig bewacht werden, damit jeder Schaden rechtzeitig
entdeckt und beseitigt werden kann. Die Höhe der Deiche kann man
durchschnittlich zu 5 bis 10 m annehmen; im Lande Hadeln steigen
sie sogar 12 x/2 m empor. Die innere Seite ist überall steil ausge-
sührt, die äußere fällt dagegen allmählich ab. Zum Schutze gegen
die heranströmenden Wellen sind an manchen Stellen starke Eich-
pfähle und Balken eingerammt, außerhalb deren große Steine liegen.
Schleusen ^„Sielen") ermöglichen den Binnengewässern den Abfluß
zum Meere; ihre nach außen sich össnenden Torflügel schließen sich
durch das von der Flut landeinwärts getriebene Wasser von selbst.
Allein der Mensch schützt nicht nur seinen Besitz, sondern er
ist auch bemüht, dem Meere stets neues Land abzugewinnen, und
das Meer unterstützt ihn hierin: denn es lagert außerhalb der Deiche
fortgesetzt fruchtbaren Schlick ab und erhöht den Boden allmählich
so weit, daß ihn die niedrigen Sommerfluten nicht mehr erreichen.
Dann bedeckt er sich bald mit hohem Grase, einer leckeren Nahrung
für das Vieh. Ist der Landzuwachs allmählich so hoch geworden,
daß nur noch die höheren Winterfluten ihn zu überspülen vermögen,
so deicht man ihn ein. So kommt es, daß zwei und mehr Deich-
reihen hintereinander stehen, die durch Seitenarme vielfach verbunden
find. Die eingedeichten Abteilungen des Landes heißen im Norden
der Elbe Köge (Einzahl Koog), in Ostfriesland und Holland Polder.
Die Fruchtbarkeit dieses Bodens ist unerschöpflich. Da erntet man
wohl dreißig Jahre hintereinander, ohne zu düngen, Weizen aus
Weizen, Raps auf Raps, und auf den sastig grünen Wiesen weiden
Herden von Rindern und stattlichen Rossen.
Im Westen und Norden ist die Dünenreihe noch unterbrochen,
so zunächst zwischen der französischen Grenze und der Scheldemündung.
Auf dieser Strecke liegt das Seebad Ostende, zugleich Hafenort für
Brügge, mit welchem es durch einen Kanal verbunden ist. Bon
der Scheide- bis zur Rheinmündung ist das Küstenland in eine Reihe
von Inseln ausgelöst. An der Westerschelde liegt der niederländische
Kriegshasen Blissingen, zugleich der Ausgangs ort für den Schnell-
verkehr mit England. In der Westerschelde gelangen unter Mit-
Wirkung der Flut die größten Seeschiffe bis Antwerpen, dem
Haupthandelshafen für Belgien. Im Norden dieser Küstenstrecke,
an der Maas1, ist Rotterdam der bedeutendste Hafenplatz, der Ein-
1 Das ganze Deltasystem des Rheins ist heule künstlich geregelt. Die alte Gabelung in
Waal und Alten Rhein ist nur noch bei Hochwasser sichtbar. Durch den Kanal von Pannerden er-
hält der rechte Arm, der Niederrhein. 2/U. die Waal 9/n des gesamten Rheinwassers. Vom Nieder-
rhein zweigt sich zuerst die Jjffel zur Zuidersee ab; bei Wijk bei Duurstede bekommt der Fluß den
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ostfriesland Holland Seebad_Ostende Rheinmündung England Antwerpen Belgien Rotterdam Rheins Alten_Rhein Niederrhein Rheinwassers
— 107 —
fuhrort für die Kolonialprodukte des niederländischen Indiens und
Ausfuhrort für die landwirtschaftlichen Produkte der Niederlande
sowie der Fabrikate der rheinischen und westfälischen Industrie.
Eine zweite zusammenhängende Dünenreihe zieht sich von der
Mündung der Maas bis zum Eingang in die Zuidersee bei Held er.
Der kleinste aller Rheinarme erreichte auf dieser Strecke nördlich von
dem Seebade Scheveningen das Meer. Eine bedeutsame Unter-
brechung bildet der Nordsee-Kanal, welcher Amsterdam auf dem
kürzesten Wege mit der Nordsee verbindet.
Amsterdam, die Hauptstadt des Königreichs der Niederlande
und zweite Residenz, liegt da, wo die Amstel in das Js, einen nach
Nordwesten tief einschneidenden, jetzt aber bis auf die Kanallinie
trocken gelegten Busen der Zuidersee sich ergießt.
Die Häuser stehen auf 100 Inseln, die durch tiefe, schlaminige Kanäle,
Grachten, voneinander getrennt sind, und werden von einein Rost getragen, der
durch die 16 in tiese Dargschicht auf deu festen Sandboden getrieben worden ist.
Die Straßen lagern sich im Halbkreise und werden von graden Querstraßen durch-
schnitten; die breiten haben in der Mitte Kanäle, welche von Baumreihen einge-
saßt sind. Amsterdam ist eine der wichtigsten Handelsstädte von Europa; die
Niederländische Handelsgesellschaft veranstaltet abwechselnd hier und in Rotterdam
Auktionen von Kolonialwaren. Die Stadt ist auch erster Weltplatz für Diamant-
schleiferei, hat eine Universität, viele wissenschaftliche Anstalten und einen hervor-
ragenden zoologischen Garten.
Die Fortsetzung des Dünenwalles bilden zunächst die zu den
Niederlanden gehörenden we st friesischen, darauf von der Ems-
bis zur Wesermündung die zu Hannover und Oldenburg gehörenden
ostfriesischen Inseln, welche, soweit sie noch einiges Marschland
tragen, etwas Ackerbau und Viehzucht zulassen, zumeist aber als
Seebäder Bedeutung haben. Wegen der geringen Tiefe der Küsten-
zone — die zwischen der Küste und den Inseln liegenden Watten
werden bei der Ebbe bloßgelegt — liegen aus der ganzen Strecke
die Hafenorte an den Flußmündungen. Am Dollart, in welchen die
Ems mündet, mit ihm durch einen 1/t Meile langen Kanal verbunden,
liegt Emden; weiter aufwärts, etwas oberhalb der Einmündung
der Leda in die Ems, Leer, bis wohin noch beladene Seeschiffe ge-
langen können.
In die neuen Hasenanlagen von Emden mündet der für das
westfälische Kohlengebiet hochbedeutsame Dortmund-Ems-Kanal.
Er ist 258,76 km lang, auf der Sohle 18 m, im Wasserspiegel
30 m breit und 2^2 m tief. Auf der ganzen Strecke sind 20
Schleusen angelegt, um den Höhenunterschied (20 in) zu überwinden,
Bei Henrichenburg ist ein Schiffshebewerk, das größte in seiner
Art, erbaut worden, welches die Schiffe aus dem Hauptkanal (der
Namen Lek, weiterhin heißt er Maas, unter welchem Namen er unterhalb Rotterdam mündet. Der
kleme Seitenarm, der früher als „Rhein" bei Leiden das Meer erreichte, ist vom Hauptstrom ab-
gesperrt. Die Waal heißt nach ihrer Vereinigung mit der Maas Merwede. sendet einen Arm nach
den, nördlichen Hauptfluß und geht durch das Holländische Diep in die Nordsee.
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 111 —
des abgetonten Moores gebracht wird. Diese neue Oberflächen-
schicht wird mit einer gleich machtigen, aus dem Untergrund des
Moores stammenden Sandschicht unter reichlicher Zufuhr von Schlick
oder animalischem Dünger innig gemischt. So wird ein Kulturboden
geschaffen, der dem der verbesserten Niederungsmoore ebenbürtig ist.
Die erste Bedingung für die Anlage solcher Kolonien ist das Vor-
handensein eines Kanals, der das Land entwässert, den Tors aus
bequeme und billige Weise sortschaffen und das erforderliche Material
zur Verbesserung des Bodens herbeischaffen läßt. Die hervorragendste
dieser Fehnkolonien ist Papenburg, die vor 200 Jahren gegründet
wurde und jetzt zu einer Stadt erblüht ist, die bedeutende Schiff-
fahrt treibt.
Die größten Moore hat Friesland zu beiden Seiten der
Ems. Das umfangreichste ist das Bourtanger Moor, das sich
längs der Grenze gegen die Niederlande hinzieht.
In den Niederlanden lehnen sich an die Marschen, welche
sich in den Küstenprovinzen und zwischen den Rheinarmen ausbreiten,
Grünlandsmoore an, die zum Teil recht gutes Wiesen- und Weide-
land abgeben. Da aber Marschen und Moore größtenteils unter
dem Mittelwasser der See liegen, so ist der Abfluß der Binnen-
gewäffer zur See schwierig und muß durch Gräben und Kanäle mit
Schleusen oder durch Pumpen, die vielfach durch Windmühlen in
Bewegung gesetzt werden, bewerkstelligt werden. Hochmoor findet
sich in der Beluve, den sandigen Strichen von Overijssel (= jenfeit
der Ijssel) und Drenthe.
Im belgischen Anteil des Tieflandes schließt sich an die Küsten-
marsch ein von jüngeren Bildungen bedecktes Flachland an, das von
50 m über dem Meeresspiegel bis unter das Meeresniveau sinkt, im
allgemeinen frischgrün ist und von Baumreihen anmutig unterbrochen
wird: nur die Campine ist reiner Sandboden mit Kiefern und
Buchwelzen. Das den Übergang zu dem Anteil an dem Rheinischen
Schiesergebirge bildende Hügelland zwischen Schelde und Maas ist
ein sehr ertragreicher Kulturboden.
I^icktckeutlckes Aeicksgebiet.
Das Mültigrcici) Öcv 'Nicöcvluuöc. Gib Lage und Grenzen nach
der Karte an! Mit welchen Orten im Deutschen Reiche liegt Amsterdam ungefähr
unter derselben Breite? Die Beschaffenheit der Küste siehe S. 197, des Innern
S. 109 ff. Beschreibe das Stromnetz des Königreichs! Vergleiche miteinander (nach
der Karte) die Länge der Meer- und Landgrenze! Welches sind die Zugänge ins
Innere vom Meere aus?
Größe 33000 qkm, Einwohnerzahl 5 Mill., 154 aus 1 qkm.
Am dichtesten sind die Provinzen Nord- und Südholland bevölkert,
wo über 300 aus das qkm kommen; in Drenthe nur gegen 50.
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— 112 —
Die Bevölkerungsziffer ist also erheblich geringer als im benachbarten
Belgien; sind doch 30,7 °/0 des Bodens unproduktiv. Acker und
Gärten umfassen 27,7 °/0. In den Marschen werden hauptsächlich
Handelsgewächse angebaut: Krapp, Zichorien, Tabak, Flachs,
Zuckerrüben und Sämereien. Altberühmt ist die Blumenzucht von
Nord- und Süd-Holland; sehr verbreitet ist der Anbau von Gemüse,
namentlich von Kohl und Bohnen. Der Getreidebau (Weizen,
Roggen und Gerste in den Marschen; Haser, Roggen, Buchweizen
und Kartoffeln in der Geest) deckt den Bedarf bei weitem nicht.
Dagegen ist bei den ausgedehnten Wiesen und Weideflächen (34,7 %,
so daß für den Wald noch 6,9 % verbleiben) die Viehzucht ein
hervorragender Zweig der Beschäftigung der Bewohner. Auch die
Seefischerei auf Hering und Kabeljaue sowie die Austernzucht
ist von Bedeutung. Von den Mineralien sind nur zu nennen:
Steinkohlen in Limburg, Tors in den Moorgebieten, Pfeifenton,
außerdem etwas Salz aus dem Meerwaffer. Die Industrie wird
durch den Mangel an Eisen, Kohle und Holz am Aufschwünge
gehindert. Noch blüht in einigen Städten die alte Leinenindustrie;
ihr schließt sich die Woll- und Baumwollweberei an. Von Wichtig-
keit ist auch der Schiffbau im Zusammenhange mit Tau- und Segel-
tuchfabrikation. Andere Industriezweige sind Tonwaren- und Ziegel-
bereituug, Branntwein- und Likörfabrikation, Tabakverarbeitung und
Diamantschleiferei. Die Grundlage des Nationalwohlstandes ist noch
immer der Handel; ein Hauptgegenstand desselben sind die Kolonial-
waren, die in großen Mengen aus den Kolonien ein- und dann
wieder ausgeführt werden. Die Hauptverkehrsländer der Nieder-
lande sind Deutschland, Großbritannien, Belgien, Niederländisch-Ost-
und Westindien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Das
Eisenbahn- und Telegraphennetz ist sast ebenso dicht wie in
Deutschland; Flußadern und Kanäle sind jedoch die Hauptverkehrs-
straßen.
Die Bewohner sind vorherrschend Holländer (71 °/0), im
Norden wohnen Friesen, im Süden Vlaemen. Mehr als die Hälfte
sind Protestanten, 1/s Katholiken; die übrigen sind Juden oder ge-
hören anderen Religionsgemeinschaften an. Obgleich der Schul-
Unterricht nicht obligatorisch ist, so steht die Bevölkerung doch im
allgemeinen auf einer hohen Bildungsstufe. Es bestehen eine große
Zahl niederer und höherer Unterrichtsanstalten; 3 Staatsuniversitäten
in Leiden, Utrecht, Groningen und eine freie (Gemeinde-) Universität
in Amsterdam, außerdem zahlreiche Anstalten zur Ausbildung der
Seefahrer und Techniker.
Die Niederlande bilden eine konstitutionelle Monarchie
mit zunächst männlicher, dann aber auch, wie gegenwärtig, weiblicher
Erbfolge. Die gesetzgebende Gewalt übt die Königin gemeinschaftlich
mit den Generalstaaten. Diese bestehen aus zwei Kammern; in
der ersten sitzen 51 Mitglieder, die aus den Höchstbesteuerten und den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Krapp Kohl
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Limburg Deutschland Belgien Niederländisch-Ost- Westindien Amerika Deutschland Utrecht Groningen Amsterdam Niederlande
— 177 —
Die Gesamtausgaben für die Landesverteidigung ^ (Heer und
Marine) betrugen 1904
überhaupt pro Kopf der Bevölkerung
Mill. M J6
in England 1417,7 34,10
„ Frankreich 791,3 20,50
„ Rußland 1028,3 8,90
„ Ver. Staaten 936,0 12,20
im Deutschen Reich 865,9 15,35
Es betrug die Zunahme während der letzten 10 Jahre in
Prozenten
des Handels der Handels- der Ausgaben für Heer
marine und Marine zus.
in England 35 16 97
„ Frankreich 23 34 10
Rußland 7 33 63
„ Ver. Staaten 33 1/2 177
im Deutschen Reich 55 46 24
Der hohe volkswirtschaftliche Wert des deutschen Seehandels
sür alle Kreise der Bevölkerung stellt dem deutschen Volke die Auf-
gäbe, dafür Sorge zu tragen, daß durch eine starke Kriegsflotte die
Sicherheit des deutschen Handels über See gewährleistet werde.
Z>er Weltverkehr.
Die außerordentliche Ausdehnung und die fortgesetzte Steigerung
des Welthandels in den letzten Jahrzehnten war nur möglich durch
den alle Erwartungen übertreffenden Aufschwung der Verkehrsan-
stalten, in erster Linie durch den über die ganze Erde sich aus-
breitenden Nachrichtendienst. Nach Geistbeck^ sind es fünf Tatsachen,
welche den gewaltigen Aufschwung des Nachrichtendienstes ermög-
lichten: „Die allgemeine Einführung der Eisenbahnen, die Ersindung
und Anwendung des elektromagnetischen Telegraphen, die britische
Postreform Rowland Hills, die Errichtung des österreichisch-deutschen
Postvereins (1850) und die Gründung des Weltpostvereins (1874)".
Die Eisenbahnen.
Die erste Eisenbahn, die Liverpool - Manchester - Bahn,
wurde 1830 dem Verkehr übergeben; 10 Jahre später waren schon
1 Jahrbuch für Deutschlands Seeintereffen 180i. 2 Geistbeck, Der Weltverkehr, S. 391.
Wulle, Erdkunde Iii. 12
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Rowland_Hills
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschen_Reich England Frankreich Deutschen_Reich Deutschlands
— 179 —
Erzberges dient, durch die Weiterführung bis zum stets offenen
Ostenfjorde und die Verbindung mit Hammerfest und Nienborg erhöhte
Bedeutung gewinnen wird.
Asien wird an drei Stellen an den europäischen Eisenbahn-
verkehr angeschlossen: durch die transsibirische, die transkaspische
und die kleinasiatische Bahn, die den Tigris entlang bis nach Basra
am Persischen Meerbusen weiter geführt werden soll. Eine zweite
Verbindung des Mittelmeeres (und damit Südeuropas) mit dem
Persischen Meerbusen wird durch die Bahnlinie Beirut-Damaskus
und deren Weiterführung am Euphrat entlang geplant. Jerusalem
ist mit Jasa durch eine Eisenbahn verbunden. Ein reich aus-
gebildetes Bahnnetz weist Britisch-Jndien auf. Hier ziehen Schienen-
stränge von Bombay nach Caleutta und von Bombay nach Madras
sowie von Calcutta nach Peschawar, dem Tor von Afghanistan.
Von Karratschi im Jndustal führt eine Linie nach Lahore und damit
nach der wichtigen oftwestlichen Strecke von Hindnstan, eine andere
durch Baludschistan nach Chaman, die hinzielt nach der Verbindung
mit der transkaspischen, oder durch Persien mit der transkaukasischen
Bahn. Beachtenswert sind noch die Gap-Bahn von Madras nach
Kalikut und die in ihrer Anlage zu den kühnsten Bauwerken zählende
Himalaya-Bahn nach Dardschiling. Auf den asiatischen Inseln hat
der Eisenbahnbau in Japan die größten Fortschritte gemacht;
Schienenstränge ziehen von Kiusiu bis zum Nordrande von Hondo.
Am wenigsten hat bis jetzt China diesem modernen Verkehrsmittel
sich geöffnet. Die erste Eisenbahn wurde 1876 zwischen Schang-Hai
und Wu-sung eröffnet; der Betrieb mußte jedoch schon im folgenden
Jahre eingestellt werd.en. Heute laufen in Nordchina Eisenbahnen
von Tien-tsin nach Schan-hai-kwan, wo die chinesische Mauer beginnt,
und von Tien-tsin nach Peking; im deutschen Pachtgebiet eilt der
Dampfwagen bereits von Tsin-tan nach Kiau-tschou und den Kohlen-
feldern von Wei-Hsisn.
In Australien ist die wichtigste der Linien Adelaide-Mel-
bourne-Sydney-Brisbane (= Paris bis Moskau). Von dieser Haupt-
linie streben auch schon zahlreiche Schienenstränge dem Innern zu.
Das meiste Interesse beansprucht die südnördliche Überlandbahn, die
von Adelaide bereits bis über den Eyresee hinaus fertig gestellt ist.
Die südlichsten Eisenbahnlinien sind die von Neuseeland, die aber
viel weiter vom Südpol entsernt sind als die nördlichsten europäischen
Linien vom Nordpol.
Obgleich Afrika von allen Erdteilen die geringste Kilometer-
zahl an Eisenbahnlinien aufweist, so hat doch' prozentualer der
Eisenbahnbau dort in den letzten Jahren die größten Fortschritte
gemacht. Größere Eisenbahnen besitzt z. Z. nur das französische
Nordafrika (Oran-Algier-Tunis), Ägypten (Alexandria-Kairo-Berber)
und die Kapkolonie (Kapstadt-Kimberley-Maseking-Bulowajo) mit den
12*
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Personennamen: Karratschi
Extrahierte Ortsnamen: Hammerfest Basra Bombay Caleutta Bombay Madras Calcutta Peschawar Afghanistan Lahore Hindnstan Madras Dardschiling Japan China Nordchina Peking Australien Paris Moskau Adelaide Neuseeland Afrika Nordafrika Kapstadt-Kimberley-Maseking-Bulowajo
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Verbindungsstrecken nach Port Elizabeth und East-London. Wichtig
ist auch die Bahn von der Delagoa-Bai nach Pretoria, da sie den
kürzesten Weg von der Küste nach den Goldfeldern Transvaals
herstellt. Fleißig wird auch der Bahnbau von der Küste aus in
dem übrigen britischen und dem französischen Gebiet und im Kongo-
staate betrieben. Am weitesten stehen die deutschen Kolonien zurück.
In Togo und Kamerun ist vom Bahnbau zunächst überhaupt noch
nicht die Rede; in Ostafrika ist die geplante Bahn nach dem Kilima-
Ndscharo-Gebiet nur die kurze Strecke bis Korogwe im Bau (42 km
befahrbar), und in Südwestafrika ist die Strecke Swakopmnnd-
Windhnk bis 270 km fertig gestellt.
In Nordamerika haben die Pacisicbahnen die größte Be-
deutung. Man unterscheidet folgende Überlandbahnen:
Ausgang Endpunkt Entfernung
in km
1. Canada-Pacific, nur auf
britischem Gebiet, rascheste
Verbindung zwischen Eng-
land einerseits, Ostasien
u. Ostaustralien anderseits Halisax Vancouver 6028
2. Nord-Pacific .... New ))ork Aftoria 5839
3. Union- n. Zentral-Pacific New ))ork San Francisco 5412
(über Ogden)
4. Santa Fe-Bahn . . . New Jork San Francisco 7 480
(über Kansas)
5. Atlantic und Pacific . . New Jork San Francisco 5560
6. Süd-Pacific.....New Orleans San Francisco 4015
In Mexiko, Mittel- und Südamerika hat der Eisenbahn-
bau weniger günstige Fortschritte gemacht. Nur Südbrasilien,
Argentinien und Chile haben ein vorteilhast ausgebautes Eisenbahn-
netz; wichtig wird die transandinische Bahn Buenos Aires-Valparaiso.
Peru hat den Ruhm, die beiden höchsten Eisenbahnen der Welt zu
besitzen, die aber als Sackbahnen wenig Bedeutung haben. Er-
wähnenswert ist noch die Panamabahn, welche die Verbindung
zwischen den beiden Ozeanen an der schmälsten Stelle des Kon-
tinents herstellt.
Die Länge der gesamten Eisenbahnlinien der Erde betrug im
Jahre 1900 nahezu 800000 km (das Wievielsache des Erdum-
sang es?).
Von den einzelnen Staaten stehen die Vereinigten Staaten
von Amerika an der Spitze; den zweiten Rang behauptet Deutsch-
land; dann folgen das europäische Rußland, Frankreich, Österreich-
Ungarn, Großbritannien und Irland, Canada, das australische Fest-
land usw.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Elizabeth Canada-Pacific
Extrahierte Ortsnamen: Pretoria Togo Kamerun Ostafrika Südwestafrika Nordamerika Ostasien Vancouver Aftoria Zentral-Pacific Jork_San_Francisco Jork_San_Francisco Mexiko Südamerika Argentinien Chile Buenos_Aires-Valparaiso Amerika Frankreich Ungarn Irland Canada
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Wiesen an, und stattliche Gehöfte oder Dörfer mit freundlichen Kirchen
liegen zwischen ihnen.
Westlich der Elbe ist die ausgedehnteste Geestlandschaft die
Lüneburger Heide. Allmählich steigt sie aus den flachen, moorigen
Niederungen des Allertales zu lang gestreckten Hügelrücken empor,
die „wie ungeheure Meereswogen in gleichmäßiger Folge einander
ablösen. Kümmerliche Föhrenwaldungen, hier und da von einem
Gürtel silberglänzender Birken umzogen, streiten mit der braunen
Heide, aus deren niedrigen Hörsten sich feierliche ernst die gedrungenen
Gestalten des Wacholders erheben, um die Herrschast über den dürren
Sandboden, der mit Feuersteinen untermischt ist" (Guthe). Verstreut
liegen an manchen Stellen die rohen Steinbauten aus vorgeschicht-
licher Zeit, Opfersteine und Steinkreise. Bei Lüneburg tritt das
Kalkgebirge zu Tage, und am Fuße des „Kalkberges" quillt eiue
reiche Solquelle, neben der von Halle wohl die bedeutendste Nord-
dentschlands. Freundliche Bilder bieten die nach allen Seiten sich
öffnenden Flußtäler. Zwischen Eichengehölz schimmert ein grüner
Anger, ringsum freundliche Felder und um den Kirchturm mit rotem
Dache die einfachen, weißgetünchten Häuser: das sind die Heidedörfer,
die freundlichen Oasen der stillen Heide. Neben dem Buchweizen
ist es das überall den Boden bedeckende Heidekraut, das für den
Heidebewohner von hoher Bedeutung ist. Es dient zur vollen Er-
nährung seiner Schafe, der Heidschnuckeu, die ihm ebenso unent-
behrlich sind wie dem Lappländer das Renntier, dem Grönländer
der Seehund. Und wenn im Hochsommer „die Kräuter blühn, der
Heideduft steigt in die blaue Sommerlust", dann stellt der Bienen-
Vater seinen Immen zäun mitten in die Heide und kümmert sich nicht
eher wieder um seine Bienen, bis die Stöcke mit Honig gefüllt sind.
Weiter nach Westen treten die Geestrücken vereinzelt auf und
reichen oft wie schmale Halbinseln („Tange") in die rings umgebenden
Moore hinein; die ausgedehntesten sind östlich der Ems der Hümm-,
ling, zwischen Jjssel und Rhein die Velnve (in den Niederlanden)
und zwischen Maas und Schelde die Camp ine (in Belgien).
Den größten Teil des westdeutschen Tieslandes nehmen die
Moore ein, die überall da entstanden, „wo stagnierendes Wasser den
moorbildenden Pflanzen günstige Vegetationsbedingungen geboten
hat, und sie entstehen auch heute noch, wo derartige Bedingungen
ungestört obwalten^. Sie erstrecken sich vom linken Elbufer aus
dem Gebiet der Oste in das der Wümme und Hamme und über
die Weser hinaus in das Flußgebiet der Ems, wo sich die weit aus-
gedehnten holländischen Moore anschließen.
Man unterscheidet hauptsächlich zwei Moorbodenarten: 1. die
vorherrschend aus Gräsern, Moosen (nicht Torfmoosen) und Sumpf-
1 Tacke, Die nordwestdeutschen Moore, Verhandlungen des 11. Geographentages, S. 120.
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